Schnittkurs unter den Jahren

28.12.2023

33 Interessierte waren bei bedecktem Himmel aber einer angenehmen Temperatur gekommen.

Unser Vereinsfachwart Armin Hickl war am Donnerstag, dem 28.12.2022 unser diesjähriger Referent.

Der OGV Vorsitzende Jürgen Schlotz begrüßte die Baumschnittinteressierten. Nach kurzer Vorstellung marschierte die Truppe vom Treffpunkt Zimmerei Kurz zum Grundstück des OGV.

Beim Erhaltungsschnitt steht der Ertrag im Vordergrund. Die rhetorische Frage: Was muss weg, was ist die beste Schnittvariante? Zunächst nahm sich Armin Hickl den schwächsten Leitast vor. Es muss wieder Licht ins Innere des Baumes kommen. Er arbeitete sich von oben nach unten durch. Oben stand zunächst die Frage: Welche ist die neue Leitastverlängerung?

Alle Äste die nach innen zeigten wurden weggeschnitten. Konkurenztriebe wurden rausgenommen.

Die Fruchtäste wurden ”leichter” gemacht. Ein Hinweis der immer wieder kam, war: wir schneiden auf Astring und lassen keine Stumpen stehen.

Es wurde die Frage nach der Wundversorgung gestellt. Man macht heute nichts mehr, weil die Feuchtigkeit die unter der Baumwachs - Schicht entsteht Pilze gedeihen lässt. Eine Wunde verheilt nicht, sondern wird nach und nach überwallt. So wie die Jahresringe entstehen, so gibt es jedes Jahr an Schnittstellen eine neue Schicht. Kleine Querschnitte wachsen nach ein paar Jahren zu. Sehr große Schnitt werden nie ganz überwallen.

Bäume müssen geschnitten werden, damit die Statik stimmt. Zunächst muss man dafür sorgen, dass ein tragfähiges Gerüst aufgebaut wird. Es besteht aus Stammverlängerung plus 3 steilen Leitästen. Auch bei lange vernachlässigten Obstbäumen versucht man noch dieses Prinzip anzuwenden. Schließlich haben die Früchte von Obstbäumen ein hohes Gewicht.

Ausreichende Belichtung und Belüftung wird durch einen Schnitt ebenfalls erreicht. Nach einem Regen kann bei genügender Belüftung der Baum wieder rasch abtrocknen und somit wird der Ausbreitung von Pilzen wie Schorf Einhalt geboten.

Nicht geschnittene Bäume verkahlen im Kroneninneren. Nach einem Schnitt kann wieder Licht ins Innere gelangen mit der Folge von Neuaustrieben. An wenigen Jahren alten Trieben wächst besseres und schöneres Obst.

Sollen alle Wasserschosse weggeschnitten werden? Nein! Diese sind in der Regel senkrecht stehende einjährige Triebe. Ein Teil wird weggeschnitten. Ein Teil kann aber in den folgenden Jahren zu Fruchtholz werden und sich auf Grund der Fruchtlast herunterbiegen.

Die Schere muß richtig angesetzt werden. Der schneidende Teil muss zum Stamm zeigen (zu dem Teil der am Baum bleibt)

Armin verwendete eine Rebschere und eine Säge. Stellte aber auch seine Schneidegiraffe vor. An einem Teleskop-Stab ist eine Schere angebracht, die auch noch zusätzlich gekippt werden kann.

Bei jedem Schnitt sollte man erklären können, warum man da schneidet.

Anschließend gab es in der bewirteten und geheizten Linsenberghütte noch einen Vortrag über den richtigen Schnitt an Obstbäumen von Fachwart Jürgen Schlotz. Anhand vieler Grafiken und Bilder wurde das Gelernte beim Praktischen Kurs ergänzte, wiederholt und vertieft.

Am Rande wurden auch Themen angeschnitten wie Schnittprämie und Handlungsprogramm der Gemeinde Urbach. Sind Halbstämme ökologische genauso wertvoll wie Hochstämme? Ein Hochstamm ist durch die Höhe des unteren Astes definiert. Gemessen wird ab Gelände bis Mitte des unteren Astes. Schnittprämie gibt es für Hochstämme ab einer Stammhöhe von 1,40 m.

Erfreulich war, dass auch einige junge Gesichter zu sehen waren. Zum Schluss wurden die noch etwas unsicheren Teilnehmer ermuntert mit Zuversicht und Mut an den Baumschnitt heranzugehen. Obstbäume sind Kulturpflanzen und das Wichtigste ist, dass sie überhaupt geschnitten werden.